Im Gegensatz zu den Jahrzehnten zuvor, in der für uns hier die Welt relativ stabil wirkte, ist diese Stabilität verschwunden. Viele von uns erleben die jüngste Zeit als ausgesprochen turbulent. Das kann beängstigend sein, angesichts von bedrohlichen Ereignissen, die uns alle, als Privatmenschen und in unserer Unternehmenswelt, betreffen. Solche Veränderungen können aber auch faszinierend sein und Chancen bieten. Oder aber die in immer schnelleren Zyklen geschehenden Entwicklungen sind alles zusammen: dass ganze Häuser gedruckt werden können, dass ein Schuhhersteller die Schuhe seiner Kunden gleich individuell im Laden ausdrucken kann, dass Quantencomputing ganz neue Dimensionen aufstoßen wird – welche Chancen bieten solche Entwicklungen! Aber wie bedrohlich sind solche Technologien für etablierte Geschäftsmodelle …
Sie als Unternehmer stehen vor der Herausforderung, Bedrohungen und Chancen zu erkennen, das eine abzuwenden, das andere zu nutzen. Sie brauchen einen klaren Blick auf Trends in Ihrer Branche, der Gesellschaft und der Technologieentwicklung. In dieser sich rasch wandelnden Welt benötigen Sie ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Und ich bin mir sicher: Als Einzelkämpfer werden Sie es schwer haben, ein solches zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln und zu etablieren, um rasch auf Veränderungen in Ihrer Unternehmensumwelt zu reagieren. Sie brauchen Unterstützung in Ihrem Unternehmen – und zwar von unternehmerisch denkenden Mitarbeitern.
Zukunftsfähigkeit? Dafür brauchen Sie mehr als einen Daniel Düsentrieb
Nicht jeder hat die Veranlagung zu unternehmerischem Denken. Diese unternehmerische Attitüde, die gestalten will, die erkennt, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten in einer Idee stecken. Diesen Blick für Strategien, den tatkräftigen Unternehmergeist, der ein überschaubares Risiko abschätzen kann. Der nicht einfach abarbeitet, sondern vorangeht.
Aber wenn Sie in Ihrem Unternehmen viele Mitarbeiter haben, die unternehmerisch denken, sind Sie gegenüber Mitbewerbern klar im Vorteil, die unternehmerisches Denken an bestimmten Positionen festmachen.
Nehmen Sie nur das Thema „Innovation“. Wenn Sie die Innovation allein in der Entwicklungsabteilung sehen, aus der dann, wie bei Daniel Düsentrieb, die innovative Geschäftsidee hervorgeht: Dann ist das in der hochkomplexen, sich rasch entwickelnden Welt zu wenig, um zukunftsfähig zu bleiben oder zu werden.
Mein Rat ist: Etablieren Sie eine Unternehmenskultur, die „unternehmerisches Denken“ fördert – eine Innovationskultur. Denn Zukunftsfähigkeit baut unter anderem auf die Weiterentwicklung von Bestehendem, z.B. durch eine neuartige Kombination bestehender Technologien, wie es bei der Spielkonsole Wii von Nintendo der Fall war. Und dazu brauchen Sie ein proaktives Zusammenwirken vieler Menschen mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Kreativität.
Zukunftsfähigkeit: eine Frage der Kultur
Warum haben es BioNTech und Moderna rasch geschafft, einen Corona-Impfstoff zu entwickeln und CureVac nicht? Ich glaube, ein zentrales Moment war, dass BioNTech und Moderna ein Umfeld geboten haben, das die beteiligten Menschen zu Top-Performern gemacht hat. Ein Umfeld, in dem die Menschen von einer Vision angetrieben wurden. Eine Mission mit ihrer ganzen Energie erfüllen wollen. Ein Umfeld, das von einer Unternehmenskultur erzeugt wird, in der auch unternehmerisches Denken ein wichtiger Wert ist.
Wie etablieren Sie eine solche Kultur?
Indem Sie einen Rahmen schaffen, der einlädt, unternehmerische Gelegenheiten aufzudecken und zu verfolgen, der zur Übernahme von Verantwortung über den eigenen Tätigkeitsbereich hinaus animiert. Signalisieren Sie als Führungskraft kommunikativ, wie wichtig Sie es finden, dass die Menschen in Ihrem Unternehmen auf allen Ebenen unternehmerisch denken: „Liebe Buchhaltung, was würdet ihr als Unternehmer tun, um eure Dienstleistung effizienter und attraktiver für Kunden zu machen?“ Lassen Sie den Menschen den Raum, unternehmerisch zu denken. Und das bedeutet, ihnen Raum und Ressourcen zum Entwickeln eigener Ideen zu geben.
Ihre Wertschätzung für Mitarbeiter, die mitdenken, die einen Blick dafür entwickeln, was für Potenzial in einer Idee stecken kann (auch in Fehlentwicklungen, wie etwa dem Post-it, das als eine misslungene Entwicklung eines Superklebers startete, dann aber von jemandem bei 3M als Riesenprodukt erkannt wurde) – diese Wertschätzung wird sich für Sie auszahlen.
Hervorragende Ergebnisse habe ich in Unternehmen zum Beispiel auch mit einem betrieblichen Vorschlagswesen erzielt, dass die Wertschätzung in Struktur gebracht hat. Es gab Prämien für tolle Ideen, auch für tolle Ideen, die letztlich nicht umgesetzt wurden. Es gab eine wertschätzende Kommunikation, welche auf das ganze Unternehmen ausgestrahlt und die Lust am Mitmachen gefördert hat (welche Hebel sich noch bewährt haben? Sprechen Sie mich dazu gerne an …).
Schaffen Sie es, unternehmerisches Denken als einen wichtigen Wert in Ihrer Unternehmenskultur zu verankern, eine Innovationskultur zu schaffen, dann etablieren Sie ein System, das wie ein Magnet genau auf die Menschen wirkt, die Sie brauchen, um Ihr Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Die Wertschätzung, die Sie diesen Menschen entgegenbringen, ist für Sie als Unternehmer, für Ihr Unternehmen, also Gold wert. Eine Unterstützung für Ihre Arbeit, auf die Sie nicht verzichten sollten.
Lothar Hoss
