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Mittelstand und Kosten sparen – Stellschraube Personal

„Die Makrosituation? Im Moment mau.“, teilte er mir seine Einschätzung mit, „Der Mittelstand ist in Krisenstellung, relativ viele mittelständische Unternehmen denken über Personalabbau nach oder darüber, ihre Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern.“ 

Was mir mein Gesprächspartner am Rande einer Konferenz über die aktuelle Krisenstimmung erzählte, klang besorgniserregend – und wird, wenn Sie die Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland betrachten, leider auch von aktuellen Daten gestützt.

Und erfordert, nicht zuletzt mit Blick aufs Personal, ein effektives strategisches Handeln …

Kostensparen durch Personalabbau

Vor wenigen Wochen veröffentlichte das Ifo-Institut in München die Ergebnisse einer Umfrage unter Familienunternehmen, die Deutschland ein schlechtes Zeugnis als Standort ausstellen.

In einer Studie des BDI zur Lage des industriellen Mittelstandes aus dem Mai 2023 werden als Gründe für die Krise, in der sich der Mittelstand sieht, neben der überbordenden Bürokratie hierzulande und den Energiekosten, an erster Stelle die Personalkosten und der anhaltende Fachkräftemangel genannt.

Da Unternehmen, schon überhaupt nicht Mittelständler, denen fast nur Appelle bleiben, nur wenig Einfluss auf Standortfaktoren wie Bürokratie und Regulierungsdichte oder Energiekosten haben, sehen sie oft vor allem eine Lösung. Die Personalkosten anzufassen. Und dann wird die Verlagerung der Produktion und damit des Personalbestandes ins Ausland in Betracht gezogen. Oder durch Personalabbau vor Ort versucht, die Kosten zu senken.

Beide Lösungen sind meiner Erfahrung nach mit Vorsicht zu betrachten – an der Stellschraube Personal zu drehen, ist immer ein Risiko. In meinem Blog schreibe ich Ihnen deswegen, wie Unternehmen mit Blick auf die Senkung von Personalkosten effektiv agieren können, um stabiler durch die Krise zu kommen.

Risiko Personalverlagerung

Viele Unternehmen denken darüber nach ins Ausland zu gehen – die aktuelle ifo-Umfrage nennt die USA als lohnenswertes Ziel für eine Standortverlagerung. Und wenn Sie wirklich vor dieser Entscheidung stehen, dann lesen Sie in meinem nächsten Blog, was Sie bei einer Standort- und Personalverlagerung unbedingt beachten sollten. 

Hier nur in Kürze so viel: Auch in anderen Ländern herrscht Fachkräftemangel, die Arbeitsmärkte sind eng und deswegen steigen auch dort die Personalkosten. In den USA zum Beispiel herrscht aktuell mit einer Arbeitslosenquote von aktuell 3,8 Prozent Vollbeschäftigung. Auch kulturell oder mit Blick auf die Motivation der Mitarbeitenden haben Sie mit Problemen zu rechnen.

Mein Rat, bevor Sie solche weitreichenden Entscheidungen treffen, um beim Personal Kosten zu sparen: Prüfen Sie zuerst die Alternativen umfassend, bevor Sie hierzulande Personal abbauen. Eine solche Maßnahme erzeugt Unruhe und Instabilität. Sie sollten sicher gehen, dass Ihr Unterfangen auch wirklich von Anfang an von Erfolg gekrönt ist.

Alternativen zum Personalabbau

Alternativen wären zum Beispiel: Temporäre Reduktion der Personalkosten zum Beispiel durch Nutzung tariflicher Öffnungsklauseln. Sie können „in besonderen Ausnahmesituationen“, wie es in einer solchen Klausel dann oft heißt, z.B. vereinbarte Sonderzahlungen aussetzen. Eine Maßnahme, die sich insofern empfiehlt, weil sie weniger in das Grundbudget Ihrer Mitarbeitenden eingreift, mit dem sie für ihren Lebensunterhalt rechnen.

Oder Sie können Maßnahmen hinsichtlich der Ausweitung oder Absenkung des Arbeitszeitvolumens unter Anpassung von Zuschlagsregelungen bzw. ohne Lohnausgleich mit Ihren Mitarbeitenden vereinbaren. 

Sie könnten über ein Aussetzen von Entgelterhöhungen über einen definierten Zeitraum nachdenken, um die Personalkosten zu deckeln, ohne dass die Mitarbeitenden einen direkten monetären Nachteil in Kauf nehmen müssten. 

Oder prüfen Sie zuvorderst die bekannten Möglichkeiten wie Vorruhestandsregelungen und Rentenbrücken, Abbau von Arbeitszeitkonten, sogar Kurzarbeit, …

Oder – und hiermit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn es um die Senkung der Personalkosten geht – fragen Sie Ihre Mitarbeitenden, wer in Teilzeit gehen möchte. Eine Lösung, für die meine rund zwanzigjährige Erfahrung in strategischer Personalbetrachtung spricht, weil …

Sie brauchen Ihr Personal

… ich immer wieder festgestellt habe, dass Krisen, so schlimm sie auch sind, wie 2008 die Finanzkrise, irgendwann wieder vorbei sind und dann brauchen Sie Ihr qualifiziertes Personal. In dem Fall, in dem ich der Geschäftsleitung vorschlug, auf Teilzeitarbeit zu setzen, konnten durch diese Maßnahme die Kosten gesenkt werden – und als dann nur Monate später der Laden wieder brummte, war das Personal noch im Unternehmen und die Arbeitszeit konnte hochgefahren werden.

Wer mit einem überstürzten und überzogenem Personalabbau reagiert, läuft oft Gefahr, viel Vertrauen zu verspielen – auch beim Personal, das an Ort und Stelle verbleibt. Und er kann vor immensen Kosten stehen. Zum Beispiel, weil die nach der Krise eingestellten neuen Mitarbeitenden höhere Vergütungen bekommen als vor der Krise. Oder weil Opportunitätskosten dazukommen, weil Sie wegen fehlendem Personal möglicherweise Aufträge nicht annehmen können. Oder weil die notwendige Einarbeitungszeit des neuen Personals, wofür Sie circa 12 Monaten veranschlagen können, Ihre Produktivität senkt.

Mein Rat: Mit Ruhe und Bedacht an die Stellschraube Personal herangehen. Kreativer werden und die Alternativen eines Personalabbaus oder einer Personalverlagerung prüfen. Strategisch und langfristig in die Zukunft gehen und in die Zukunft blicken. 

Lothar Hoss

PS: Sollten Sie mehr über mögliche Alternativen zum Personalabbau und Ihre Möglichkeiten, Kosten beim Personal zu sparen, erfahren wollen: Gerne stehe ich Ihnen für ein unverbindliches Erstgespräch zur Verfügung. Ich freue mich über Ihre Nachricht, über mein Kontaktformular oder auf LinkedIn.